Warum Multitasking eine Software schlecht aussehen lässt.
Was meint Multitasking eigentlich genau? In der Psychologie bezeichnet es die gleichzeitige Durchführung mehrerer kognitiver Aufgaben. Dies kann beispielsweise bedeuten ein Gespräch mit einer anderen Person zu führen, während Sie ein Kreuzworträtsel lösen.
Über genau dieses Multitasking wird in der Forschung schon seit geraumer Zeit heftig debattiert. Im Kern geht es darum, ob wir prinzipiell mit dieser Fähigkeit ausgestattet sind und wie ausgeprägt sie denn ist.
Die Grenzen des Menschen
Die einfache Antwort hierauf muss lauten: Wir können kein Multitasking. In unzähligen Studien konnte keine solche Fähigkeit nachgewiesen werden. Das gilt – entgegen weit verbreiteter Überzeugungen – für Männer genauso wie für Frauen.
Wir behelfen uns aber mit einem Trick, wie Forscher herausfinden konnten: Sind wir mit mehr als einer Aufgabe konfrontiert, springt unsere Aufmerksamkeit ständig hin und her. Was auf den ersten Blick nach einer parallelen Verarbeitung aussieht ist also in Wahrheit eine sehr schnelle Abfolge von Wechseln. Mit weitreichenden Folgen.
Multitasking überfordert uns
Egal ob es sich um manuelle, geistige oder zwei verschiedene Tätigkeiten handelte. Dieser schnelle Wechsel der Aufmerksamkeit fordert seinen Tribut: In Studien konnte gezeigt werden, dass Menschen, die vom Autofahren mit einer Zweitaufgabe abgelenkt wurden, noch schlechter abschnitten als alkoholisierte Fahrer (Quelle). Erklärt wird dies damit, dass wir ständig Situationen neu erfassen müssen, wenn wir unsere Aufmerksamkeit verschieben.
Die Selbstüberschätzung
Wie jeder weiß, gibt es Multitasking auch bei Computern. Und das technische Multitasking funktioniert sehr gut. Es war übrigens 1982 als der Computer den Menschen in dieser Disziplin endgültig überholte. Nichtsdestotrotz tendieren wir ständig dazu uns mit mehreren Aufgaben gleichzeitig zu belasten. E-Mails, Anrufe, Anfragen – an Unterbrechungen und Aufmerksamkeitsteilern mangelt es uns selten.
Multitasking im User Interface Design berücksichtigen
Was bedeutet dies nun für Ihr User Interface? Ein wichtiger Punkt ist, dass Sie dieses Feld nicht Ihren Anwendern überlassen. Da wir dazu neigen uns selbst zu überschätzen, sind Probleme vorprogrammiert. Ein gutes User Interface vermeidet daher grundsätzlich mehrere Aufgaben gleichzeitig von seinen Anwendern zu fordern. Dies geschieht darüber, dass es Konzentration und Fokussierung gezielt fördert.
Unwichtiges können Sie ausblenden oder in den Hintergrund treten lassen. Und muss jede Hinweismeldung sofort dargestellt werden? Hier gewinnt, wer Mut zur Reduktion hat. Welches sind die wirklich wichtigen Informationen und Aufgaben für den Anwender in diesem Szenario? Solche und ähnliche Fragen helfen bei dieser Aufgabe.
Eine kleine Hoffnung bleibt aber für alle, die dies lieber nicht berücksichtigen wollen: Studien zufolge beherrschen knapp 2,5 % der Bevölkerung echtes Multitasking. Zur Not funktioniert die Software immerhin für sie.