Wie Sie Ihre persönliche Kreativität steigern können.
Teamarbeit ist wichtig. Keine Frage. Doch für jeden von uns gibt es auch Momente, in denen man auf sich selbst gestellt ist. Meine selbständige Arbeit fordert von mir effiziente Kreativität und das Erkennen von Problemen. Das gilt auch für Sie?
Lassen Sie uns die Methoden diskutieren, mit denen schnell erfolgsversprechende Ideen zu finden sind. Dafür stelle ich Ihnen zuerst vor, wie ich dabei vorgehe. Danach freue ich mich über eine lebhafte Diskussion im Kommentarbereich.
Kreativität durch Veränderung des Ortes
Ich habe es mir zur Angewohnheit gemacht, verschiedene Lösungsansätze wie zum Beispiel für ein verständliches User Interface Design an unterschiedlichen Orten zu erarbeiten.
Das mache ich, weil ich von den psychologischen Erkenntnissen zum Lernen und Erinnern überzeugt bin. Mein Lieblingsversuch hierzu stammt von Godden und Baddely (1975) und fand in Verbindung mit einem Swimmingpool statt. Hier durften zwei Gruppen von Tauchern Wortlisten auswendig lernen. Die eine Gruppe lernte die Wörter sechs Meter unter Wasser auf dem Grund des Pools und die andere am Rand des Pool auf dem Trockenen.
Zur Abfrage des Gelernten wurden die beiden Gruppen aufgeteilt. Von den Tauchern, die im Pool lernten, wurde die Hälfte unter Wasser und die andere Hälfte auf dem Trockenen abgefragt. Dieselbe Aufteilung galt für die Taucher, die auf dem Trockenen lernten.
Die Daten zeigen, dass diejenigen Taucher sich an die meisten Wörter erinnern konnten, die dort abgefragt wurden, wo sie diese auch gelernt hatten. So positiv diese Erkenntnis für das Lernen und Erinnern ist, so schlecht ist sie für unsere Kreativität.
Würde ich versuchen verschiedene Lösungsansätze immer nur am selben Ort zu erarbeiten, wäre ich stark von den Ideen geprägt, die ich dort bereits ersonnen hatte. Am selben Ort hätte ich größere Schwierigkeiten neue Ansätze zu generieren. An einem anderen Ort ist das deutlich einfacher. Durch das veränderte Umfeld werde ich anderen Impulsen ausgesetzt, die mich zu weiteren Erkenntnissen hinsichtlich des Problems führen und mir somit neue Lösungsansätze ermöglichen.
Dasselbe gilt natürlich auch für die Annahmen, die wir bei der Erarbeitung einer Lösung unbewusst treffen. Bewerten wir eine Lösung dort, wo wir sie kreiert haben, vergeben wir uns die Chance die unbewussten Annahmen zu vergessen. Wir wären betriebsblind für Probleme, die aus falschen unbewussten Annahmen resultieren.
Kreativität durch Veränderung der Aufgabe
Komplexe Probleme haben die Eigenschaft, dass sie viel Zeit kosten. Inspiriert vom Buch „Wie der Bauch dem Kopf beim Denken hilft“ habe ich mir bei Problemen, mit denen ich keine Fortschritte in der Lösung mache, angewöhnt, sie einfach mal beiseite zu legen. Der Volksmund spricht in diesem Zusammenhang gern davon, „eine Nacht darüber zu schlafen“.
Natürlich gibt es auch für mich Termine, weswegen die Probleme nicht bis zum Sankt Nimmerleinstag liegen bleiben können. Doch wie die psychologische Forschung zeigt, arbeitet das menschliche Gehirn weiter am Problem, auch wenn wir uns einer anderen Aufgabe widme. Es strukturiert um und nimmt neue Reize mit auf, die uns eine neue Sicht auf das Problem und deren Lösung verschaffen.
Die Wiederaufnahme der Arbeit erfolgt dabei entweder spontan, weil mir zwischendurch einfach eine gute Idee kommt oder geplant, weil es wieder Zeit wird. Meinen Ergebnissen kommt beides oft zu gute.
Kreativität durch Veränderung der Rolle
Natürlich gibt es auch Projekte, in denen ich nicht die Zeit habe, ein Problem ruhen zu lassen. In diesen Fällen greife ich gern auf Kreativitätstechniken des strukturierten Assoziierens wie die Walt-Disney Methode oder die Denkhüte zurück.
Das Prinzip dieser Kreativitätsmethoden besteht darin, Problem und Lösung bewusst aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Bin ich allein und habe ich nur wenig Zeit, versuche ich vom kritischen bis hin zum emotionalen Blickwinkel einen nach dem anderen einzunehmen um mich der passenden Lösung für ein Problem anzunähern.
Kreativität durch Bewegung
Neben den bisher genannten Maßnahmen bewege ich mich auch gern beim Nachdenken. Meine Bewegung reicht dabei vom Auf- und Abgehen, über das Skizzieren auf Papier oder am Whiteboard bis hin zum Basteln von User Interface Prototypen.
Da freue ich mich natürlich über die Studien, die zeigen, dass Bewegung das Denken fördert und der Kreativität zu gute kommt. Einen lesenswerten Einblick hat Gabriele Holst mit ihrer Dissertation geschaffen. Darin zeigt sie den Weg des Kreativen am Beispiel des Kritzelns auf. Ein Vergleich mit dem Paper-Prototyping drängt sich mir da geradezu auf.
Kreativität durch Teamarbeit
Der Königsweg für kreatives, problemlösendes Arbeiten ist und bleibt jedoch die Teamarbeit. Ihre Methoden wie das Pair Design für die Entwicklung von User Interfaces führen zu beeindruckenden Ergebnissen. Doch auch im Team steigere ich durch die Veränderung des Ortes, der Aufgabe und der Rolle sowie durch Bewegung die Kreativität des Teams.
Jetzt sind Sie an der Reihe. Was halten Sie von meinen Ansätzen? Was machen Sie genauso oder anders? Welche Ansätze verfolgen Sie zur Steigerung Ihrer Kreativität? Ich freue mich auf Ihren Kommentar.
Quellen
Godden & Baddeley (1975). British Journal of Psychology, 66, 325-331.
Bas Kast (2009). Wie der Bauch dem Kopf beim Denken hilft: Die Kraft der Intuition.
Gabriele Holst (2008). Der Weg des Kreativen untersucht am Beispiel des Kritzelns