Methoden zur Priorisierung von Anforderungen in der Bewertung | Teil 5
Mit dem Analytic Hierarchy Process (AHP) haben wir Ihnen zuletzt eine äußerst zuverlässige Methode zur Priorisierung von Anforderungen vorgestellt. Leider ist die Akzeptanz des AHP ab einer mittelgroßen Menge von Requirements vergleichsweise gering, da ihre Durchführung viel Zeit in Anspruch nimmt.
Gefragt ist also eine Methode, die zuverlässige Ergebnisse liefert und eine hohe Akzeptanz bei den Stakeholdern genießt. Ob das Cumulative Voting diesen Ansprüchen genügt, zeigen wir Ihnen im Folgenden.
Anforderungen mit dem Cumulative Voting priorisieren
Das Cumulative Voting ist auch als 100-Punkte Methode bzw. 100-Dollar Methode bekannt. Um diese Methode zur Priorisierung von Anforderungen zu nutzen, gehen Sie wie folgt vor:
1. Jeder Stakeholder erhält 100 imaginäre Einheiten z.B. imaginäre Dollar.
2. Jeder Stakeholder muss nun alle 100 Einheiten auf die Requirements verteilen. Wie viele Einheiten dabei jedes Requirement erhält, entscheidet jeder Stakeholder für sich selbst. Im Extrem können manche Requirements nichts abbekommen oder ein Requirement bekommt alle 100 Einheiten. Wichtig ist, dass die Menge der Einheiten, die einem Requirement zugeordnet wird, seine Wichtigkeit widerspiegelt.
3. Für die Auswertung wird ausgezählt, wie viele Einheiten jede Anforderung insgesamt von allen Stakeholdern erhalten hat. Das Requirement mit den meisten Einheiten hat die höchster Priorität.
Akzeptanz und Einsatzbereich des Cumulative Votings
Für kleine und mittelgroße Mengen an Requirements bewerten Stakeholder das Cumulative Voting im Vergleich zu anderen Priorisierungsmethoden als einfach anwendbare Technik.
Geschwindigkeit des Cumulative Votings
Das spiegelt sich auch im Vergleich der Durchführungszeiten wieder. Die Cumulative Voting Technik gehört zu den schnellsten Methoden für die Priorisierung von Anforderungen. Sie ist schneller als der AHP und langsamer als die Numeral Assignment Technique.
Zuverlässigkeit des Cumulative Votings
Mit einem Cumulative Voting ist die Zuverlässigkeit ihrer Priorisierungsergebnisse hoch. Wie die AHP arbeitet das Cumulative Voting mit einem metrischen Datenniveau, das die meisten Informationen einbezieht.
INFOBOX zu metrischen Skalen
Metrische Skalen liefern Informationen über die Reihenfolge der Merkmale sowie ihren Abstand. Zu ihnen gehören auch die Verhältnisskalen, die das höchste Skalenniveau besitzen, gibt es sogar einen eindeutigen Nullpunkt.
Diesen Geschwindigkeits- und Zuverlässigkeitsvorteil des Cumulative Votings können Sie sich mit Hilfe des Hierarchical Cumulative Votings (HCV) auch für große Mengen an Requirements zu nutzen machen.
Anforderungen mit dem Hierarchical Cumulative Voting (HCV) priorisieren
Dazu priorisieren Sie beim HCV wie beim Hierarchical AHP nur Requirements auf demselben Level. Dafür werden die Requirements in Blöcke eingeteilt und die Priorität der einzelnen Blöcke bestimmt. Anschließend werden die Requirements innerhalb jedes Blocks priorisiert.
Das reduziert die Menge an zu priorisierenden Requirements und macht die Methode skalierbar.
Anforderungen mittels Konsensauktion priorisieren
Leider haben das CV und HCV noch einen Haken. Sie sind anfällig für Taktiker, die mit dem Vorwissen um die Priorisierung der anderen Stakeholder gezielt mehr auf die selbst priorisierten Requirements setzen. Auf diese Weise verleihen sie den Anforderungen eine fragwürdiges Gewicht.
Mit einer Konsensauktion, die auf CV basiert, ist dem zu begegnen. Den Namen Konsensauktion haben wir gewählt, weil er den Unterschied im Vorgehen am besten beschreibt.
1. Jeder Teilnehmer erhält 100 Einheiten, die er auf die Requirements verteilen muss. Im Gegensatz zum CV sind die Gebote der Teilnehmer jedoch verdeckt. Keiner der Bieter weiß, was die anderen geboten haben.
2. Die Teilnehmer werden gebeten, so viel aus ihren 100-Einheiten für jede Anforderung zu setzen, wie die anderen es auch tun werden. Damit werden die Teilnehmer motiviert sich in den Markt hineinzuversetzen.
3. Ausgewertet wird nicht nur die Menge an Einheiten, die jedes Requirement erhalten hat, sondern auch der Konsens der Gebote. Mit schwindendem Konsens steht die Priorität der betreffenden Anforderung zunehmend in Frage.
Cumulative Voting als Konsensauktion ist schnell und zuverlässiger
Das Cumulative Voting gehört zu den schnellsten und zuverlässigsten Methoden zur Priorisierung von Anforderungen. Darüber hinaus kommt die Methode gut bei den Stakeholdern an.
Eingesetzt in Form der Konsensauktion wird das Cumulative Voting noch zuverlässiger. Mit dieser Methode und dem unbewussten Wissen der Teilnehmer über die Zukunft werden bevorstehende Ereignisse bereits vor ihrem Eintreten greifbar. Beispiele für den Einsatz der Methode folgen.
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