Warum Image Schemata der User Experience nutzen.
Usability ist in aller Munde. Mittlerweile wissen IT-Hersteller, dass ihre Produkte den Kunden nur erreichen, wenn Sie bedienbar sind. Was heißt jedoch „bedienbar“? Und was müssen wir tun, wenn wir diesen Gedanken weiter denken?
Allgemein wird mit Usability der Eignungsgrad eines Produktes für eine definierte Zielgruppe in einem definierten Nutzungskontext beschrieben. Wir sprechen also vom Ausmaß, mit dem eine Zielgruppe bestimmte Ziele effektiv, effizient und zufriedenstellend erreicht (siehe auch: ISO 9241).
Image Schemata versus konventionelle Usability
Den Nutzungskontext zu kennen ist essenziell. Um so heterogener unsere Zielgruppe jedoch ist, desto schwieriger wird es, alle Nutzer mit dem User Interface anzusprechen. Wie schaffen wir es dennoch, dass unser Produkt möglichst viele Nutzer anspricht? Und wie können wir das Design konkret an die Anforderungen anzupassen?
Konventionelles User Research versucht die Expertise und die kulturbedingten Vorerfahrungen ihrer Zielgruppe herauszufinden. Darauf aufbauend wird das Produkt entwickelt. Um auch heterogene Zielgruppen mit dem Design anzusprechen gibt es noch eine zusätzliche Methode: Image Schemata.
Image Schemata setzen an den allgemein in jedem Menschen vorhandenen Wahrnehmungsprozessen und angeborenen Mechanismen an. Jeder Mensch erlebt bestimmte physikalischen Eigenschaften von und Beziehungen zwischen Objekten. Das Gehirn verarbeitet unbewusst diese wiederkehrenden Erfahrungen und speichert sie als abstrakte Schemata ab. Diese helfen uns Menschen das Verständnis von der Welt zu strukturieren.
Intuitive Benutzung mit Image Schemata
Somit bauen Image Schemata auf allgemein gültiges Vorwissen auf. Dieses kann im User Interface Design benutzt werden, um eine intuitive Benutzung zu gewährleisten. Das bedeutet, dass Menschen mit unterschiedlichen Vorerfahrungen und Fähigkeiten keine Mühe haben ihr Ziel zu erreichen. Diese intuitive Benutzung ist hinsichtlich Effektivität, Zufriedenheit und mentaler Effizienz messbar.
Was sind Image Schemata eigentlich?
Image Schemata sind multimodale Repräsentationen unserer sensomotorischen Erfahrung. Gemeint sind weniger Bilder (engl.: image), sondern vielmehr Konzepte, Annahmen oder Vorstellungen (engl.: imagination) bestimmter Eigenschaften von und Beziehungen zwischen Objekten.
Ein Image Schemata ist beispielsweise ein „Behälter“ (engl.: container). Damit ist das Konzept gemeint, dass ein Gegenstand etwas anderes in sich aufnehmen kann und ein Innen vom Außen unterscheidet. Beispiele hierfür sind Autos, Kartons, Häuser, usw. Andere Konzepte sind beispielsweise räumliche Dimensionen wie „nah-fern“ oder „oben-unten“ und basale Kraftrelationen wie „Blockade“ und „Trägheit“.
Mittels solcher Image Schemata bilden wir Menschen auch abstrakte Dinge ab. Zum Beispiel verbinden Menschen „Wichtigkeit“ mit der räumlichen Vorstellung von Zentrum (wichtig). Entsprechend dieses Image Schemata gehört das Unwichtige in die Peripherie.
Image Schemata sind ein Gewinn für das User Interface Design
Im User Interface Design können Image Schemata sehr hilfreich sein. Mit ihrer Hilfe können Schwachpunkte im Design aufgezeigt und Verbesserungen abgeleitet werden. Warum wird eine Benutzeroberfläche nicht wie beabsichtigt benutzt? Warum werden Arbeitsschritte im Programm nicht abgeschlossen? Bei derlei Fragen können Image Schemata viel zum besseren Verständnis beitragen.
Aber nicht nur das! Immer dann, wenn die Frage aufkommt, wie spezielle Anforderungen des Users an die Software umzusetzen sind, stellen Image Schemata ein gutes Hilfsmittel dar. Mit ihrer Hilfe kann die Gestaltungslücke zwischen Anforderungen und Design überbrückt werden.
Image Schemata sind eine Hilfe, keine Universallösung!
Sollten wir also im UI Design immer und überall auf Image Schemata zurück greifen? Wie gesagt, sie können ein gutes Hilfsmittel in vielerlei Hinsicht sein. Doch sind sie keine Universallösung für Usability-Fragen!
Soziale Erfahrungen oder individuelle Handlungsmuster können mittels Image Schemata beispielsweise nicht aufgegriffen werden. Ein entscheidender Punkt ist zudem, dass Image Schemata umfangreiches User Research voraussetzen. Ohne dem User zuzuhören, können Sie die Schemata, die er im jeweiligen Kontext anwendet, nicht herausfinden.
Außerdem ist zu beachten, dass Image Schemata bevorzugt aus der Sprache abgeleitet werden. Sprache bietet immer Spielraum für Interpretationen. Diesen gilt es bei der Auswertung der Daten durch mehrere Auswerter einzugrenzen.
Image Schemata verbinden Anforderungen mit dem UI-Design
Schlussendlich sind Image Schemata ein wunderbarer Weg innovative und intuitiv anwendbare Interfaces zu entwickeln. Sie helfen uns bei der Frage, wie sich das User Interface Design dem Denken der Nutzer und ihrer Ziele nähert. Image Schemata bieten uns konkrete Designlösungen. Zudem lassen sich mit ihrer Hilfe viele verschiedene Benutzer ansprechen.
Was denken Sie zum Thema? Bitte teilen Sie Ihre Gedanken mit uns und hinterlassen Sie einfach eine Nachricht im Kommentarbereich. Danke und viel Spaß beim Weiterlesen!
Quellen
[1] Lakoff, G., & Johnson, M. (1998). Leben in Metaphern: Konstruktion und Gebrauch von Sprachbildern. Heidelberg: Carl-Auer-Systeme.
[2] Jörn Hurtienne (2011). Image Schemas and Design for Intuitive Use. Exploring New Guidance for User Interface Design.
[3] J. Hurtienne, K. Weber and L. Blessing (2008). Prior Experience and Intuitive Use: Image Schemas in User Centred Design. In: Designing Inclusive Futures. Springer London.