Welche Produktideen sorgen in Zukunft für Ihren Umsatz?
Jeder Produktmanager hat sich der Frage zu stellen, was sein Produkt in fünf oder mehr Jahren bieten muss, um erfolgreich zu sein. Doch von welchen Faktoren hängt es ab, ob ein Produkt erfolgreich ist, oder nicht?
Wir schrieben darüber, wie Sie der Gefahr begegnen können, in die falschen Ideen zu investieren. Nun haben wir uns in den Dschungel aus Wirkfaktoren gewagt, die für Erfolg oder Misserfolg verantwortlich sind. Doch statt Antworten fanden wir weitere Fragen. Wir möchten Sie einladen, diese Reise gemeinsam mit uns zu wagen. Lassen Sie uns die entscheidenden Faktoren finden, von denen Erfolg oder Misserfolg heute entstehender Ideen in der Zukunft abhängen.
Die Faktoren, die wir bisher ausfindig machen konnten, haben wir zu einem vorläufigen Modell zusammengestellt. Im Folgenden werden wir Ihnen dieses Modell vorstellen. Wir freuen uns über Ihr konstruktives Feedback und Ihre Ergänzungen im Kommentarbereich.
Was ist der Nutzen einer vermeintlichen Innovation?
Ob eine Idee oder ein Produkt erfolgreich sein wird, hängt vorrangig von ihrem Nutzen für die Kunden ab. Mit Nutzen meinen wir neben der Brauchbarkeit (engl. utility) auch die Vorteile (engl. benefits). Man könnte auch vom Gebrauchs- und Mehrwert sprechen. Die Fragen sind ob, wann, wofür und warum etwas gebraucht wird.
Die Frage, war zunächst, welche Faktoren den Nutzen beeinflussen. Die Faktoren, die wir fanden, teilten wir zwei Kategorien zu: menschliche Bedürfnisse und situative Einflüsse.
Welche Bedeutung hat die Bedürfnisbefriedigung durch ein Produkt?
Egal um welches Produkt es sich handelt, immer steht die menschliche Bedürfnisbefriedigung im Vordergrund.
1. Menschliche Bedürfnisse
Zu den menschlichen Bedürfnissen gibt es etliche psychologische Modelle, von denen wir das Zürcher Modell sozialer Motivation bereits vorgestellt haben. Es unterscheidet menschliche Motive nach dem Sicherheits-, Erregungs- und Autonomiebedürfnis. Letzteres wird nochmals in das Macht-, Geltungs- und Leistungsmotiv unterteilt.
Natürlich kann man an dieser Stelle auch andere Modelle der menschlichen Bedürfnisse heranziehen. Der Punkt ist vielmehr der, dass der Erfolg eines Produktes stark davon abhängt, in welchem Ausmaß es die menschlichen Bedürfnisse anspricht und befriedigt.
A. Urziele und B. Werte und Normen
Diese Bedürfnisse äußern sich auf zweierlei Weise: Zum einen in den, die Epochen überdauernden Ur-Zielen, welche jeder einzelne anstrebt und zum anderen in den gesellschaftlich vorherrschenden Werten und Normen. Demnach müssten unserer Meinung nach Produktideen, welche den individuellen Zielen und den gesellschaftlichen Werten und Normen entsprechen im Markt einschlagen.
Henry Ford erkannte beispielsweise, dass Mobilität für den Menschen ein Urziel darstellt. Dieses Ziel konnte auch durch Kutschen und Eisenbahnen nicht unabhängig und für die Durchschnittsbürger erschwinglich erreicht werden. So schuf er ein Auto für Jedermann.
C. Usability
Hinzu kommt noch, dass der Nutzen des Produktes für die Anwender leicht zugänglich ist. Beispielsweise muss ein Wearable Phone auch anziehbar sein, ohne dass es den Träger in seinem täglichen Leben beeinträchtigt. Gleichzeitig muss es leicht zu bedienen sein, ohne sich groß verrenken zu müssen. Dieser Faktor ist als Usability bekannt.
Wie beeinflussen unterschiedliche Situationen den Produkterfolg?
1. Situative Einflüsse
Was nützlich ist und was nicht hängt somit von individuellen und gesellschaftlichen Faktoren ab. Jedoch bewerten wir Menschen je nach Kontext Sachverhalte unterschiedlich. In der psychologischen Wissenschaft sprechen wir von situationsbedingten Unterschieden.
Situationen werden durch etliche Komponenten beeinflusst. Selten gleicht eine Situation einer anderen im Detail. Die Zeit schreitet voran und neue Trends setzen sich durch. Neue Denkweisen bestimmen das Geschehen.
Die Politik und somit auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen ändern sich. Auch die Umwelt in der etwas geschieht, ist sehr vielfältig, wandelt sich stets und beeinflusst somit den Nutzen eines Produktes.
A. Trends
Doch was sind die situativen Einflüsse, die einen maßgeblichen Einfluss darauf haben, ob eine Produktidee erfolgreich sein wird? Als ein Punkt sind uns Trends eingefallen. Nicht umsonst ist Trendforschung ein verbreitetes Forschungsfeld.
Inwiefern beeinflussen Trends den Erfolg von Produkten?
Welche Arten von Trends sind zu berücksichtigen? Uns kamen folgende drei Arten in den Sinn:
A. Trends: gesellschaftliche Probleme
Zum einen bieten Trends Lösungsvorschläge für gesellschaftliche Probleme. Damit meinen wir die Menschheit betreffende Herausforderungen, die von der breiten Masse erkannt wurden. Ein Produkt muss diese Probleme ansprechen, damit es erfolgreich wird.
Beispiele solcher Gesellschaftsprobleme gibt es viele. Der demografische Wandel, welcher Trends am Arbeitsmarkt setzt, ist eines dieser Beispiele. Die Urbanisierung beschreibt den Trend, dass immer mehr Menschen vom Land in die Städte ziehen. Und die immer problematischer werdende Verschmutzung der Umwelt führt mittlerweile verstärkt zum Trend immer ökologischerer Produktionswege.
A. Trends: Produktsynergien
Wir müssen das Rad nicht neu erfinden, damit ein Produkt erfolgreich wird. Zwei erfolgreiche Ideen können zusammen eine weitere weitreichende Innovation darstellen.
Um zu Henry Ford zurück zu kommen: Er kombinierte zwei Dinge, die schon existierten miteinander. Eine Kutsche mit Karosserie und den Verbrennungsmotor. Somit passen wir das Rad immer wieder schlicht an den Puls der Zeit an. Wir haben das unter dem Slogan Produktsynergie zusammen gefasst.
Synergien sind natürlich nur dann möglich, wenn der Stand des technischen Fortschritts dies zulässt. Wir haben diesen Faktoren daher den situativen Einflüssen beziehungsweise den Trends zugeordnet.
A. Trends: Zukunftssicherheit
Ein dritter Faktor, den wir den Trends zugeordnet haben, ist die Zukunftssicherheit. Menschen kaufen bevorzugt Produkte, welche voraussichtlich in absehbarer Zeit noch von Bedeutung sind. Damit ein Produkt erfolgreich wird, müssen potentielle Käufer auf seine Zukunftssicherheit vertrauen können.
Erinnern Sie sich noch an die MiniDiscs? Sie sollten als handlichere und robustere CDs den Markt erobern. Doch war bereits zu der Zeit, als MiniDiscs auf den Markt kamen, eine komfortablere Lösung absehbar: Winzige digitale Datenträger, die Musik abspielen. Die Kunden konnten sich nicht darauf verlassen, dass sie für ihren MD-Player bald noch MiniDiscs erwerben können und haben das Produkt lieber ignoriert.
Welche Rolle spielen Umwelt- und Rahmenbedingungen?
Soviel zu den Trends, die den Erfolg von Produkten beeinflussen. Unserer Meinung nach gibt es noch zwei weitere wichtige situative Einflüsse:
B. Gesetzliche Rahmenbedingungen
Belastbare Fakten liefern auf jeden Fall die gesetzlichen Rahmenbedingungen. Diese werden zwar immer wieder an den Puls der Zeit angepasst, doch geschieht dies eher träge. Gesetzesänderungen können auch erst der Auslöser für den Erfolg eines Produktes sein. Wie in beinahe allen Punkten, die uns einfielen, gibt es auch hier Wechselwirkungen.
Beispielsweise sorgten Änderungen des Steuergesetztes dafür, dass Solaranlagen auf vielen deutschen Dächern landeten. Die Anschaffung wurde zu großen Teilen steuerlich begünstigt. Oder die Kfz-Steuer, welche Autos mit geringem Schadstoffausstoß begünstigt.
C. Umweltbedingungen
Wir meinen, dass die Umweltbedingungen viel zum Erfolg oder Misserfolg von Produkten beitragen.
C. Umweltbedingungen: Umweltveränderungen
Zum einen führen Änderungen der Umwelt zu neuen Situationen, denen mit neuen Ideen begegnet werden muss. So können Ideen, die zuvor nicht glänzen konnten, nun ihr Potential entfalten.
Ein Beispiel hierfür sind Elektroautos. Das erste Elektroauto wurde 1888 gebaut. Ihr Erfolg blieb wegen geringer Reichweite, ineffizienten Akkus und billigem Öl jedoch aus. Auch, wenn diese Probleme heute noch nicht gelöste sind, wird aufgrund des Klimawandels wieder an ihnen gearbeitet.
C. Umweltbedingungen: natürliche und wirtschaftliche Ressourcen
Zum anderen stellt sich die Frage, welche natürlichen und wirtschaftlichen Ressourcen vorhanden sind. Das mag vor allem für die Produktion von Produkten entscheidend sein, aber auch für die Nachfrage nach bestimmten Gütern.
Wird beispielsweise die natürliche Ressource Wasser knapp, bekommt das menschliche Bedürfnisse zu trinken und sich zu waschen eine enorme Bedeutung. Findet jemand ein schnelles, kostengünstiges Verfahren zur Wasseraufbereitung wird er unter diesen Umständen mit seiner Idee erfolgreich sein. Gibt es hingegen in einer Region Wasser im Überfluss muss die neue Wasseraufbereitung einen enormen Mehrwert gegenüber der aktuellen bieten, um in dieser Region angenommen zu werden.
Welche Faktoren entscheiden über Erfolg und Misserfolg von Produkten?
Unserer Meinung nach hängt der Nutzen eines Produktes von den menschlichen Bedürfnissen und situativen Einflüssen ab, die es anspricht. Daher haben wir unsere Faktoren hierarchisch angeordnet. Dennoch verstehen wir diese Anordnung nicht als strickte Hierarchie. Viele dieser Faktoren beeinflussen sich wahrscheinlich wechselseitig und es bleibt die Frage nach der Henne und dem Ei. Vielmehr soll dieses Modell als Anhaltspunkt für weitere Diskussionen dienen.
Meinen Sie, dass dieses Modell vollständig ist? Ist dieses Modell für die Vorhersage des Erfolgs oder Misserfolgs von Produktideen geeignet? Wir wissen es nicht und eine adäquate Antwort bleibt abzuwarten. Aber sicher haben Sie eine Meinung zu diesem Modell. Vielleicht haben Sie bereits Erfahrungen gemacht, die für den einen oder gegen den anderen Faktor dieses Modells sprechen? Wir freuen uns über einen lebendigen Austausch!
Was denken Sie über dieses Modell? Bitte teilen Sie Ihre Gedanken mit uns und hinterlassen Sie unten einen Kommentar!