User Experience Design mit Leichtigkeit

User Experience Design mit LeichtigkeitWie Leichtigkeit die User Experience (UX) beeinflusst.

Ein gutes Design bedarf einer klaren Darstellung. Es soll dem Nutzer Vertrautheit und positive Gefühle vermitteln. Aber haben Sie sich schon einmal gefragt, warum gerade schlichte und smarte Designs zu hoher Usability und positiven Nutzererfahrungen führen? Was sind die kognitiven Wirkmechanismen dahinter?

Die Antwort ist überraschend einfach und liefert für das UX Design eine grundlegende und vielfältig anwendbare Regel.

Durchdachtes UX Design erleichtert die Informationsaufnahme

Wir Menschen haben täglich unzählige Reize und Eindrücke zu verarbeiten. Aus diesem Grund freuen wir uns, wenn wir Inhalte mit möglichst wenig kognitiven Aufwand erfassen können.

Steve Krug bringt dies in seinem ersten Gesetz zur Usability auf den Punkt: „Don’t make me think! […] Das bedeutet, dass eine Website – so weit, wie es nach menschlichen Ermessen möglich ist – klar sein sollte. […] Ich sollte in der Lage sein, ‚es zu kapieren‘ […], ohne lange überlegen zu müssen.“ [1, S.11]

Der Nutzer möchte die Anwendung als Hilfsmittel verwenden, um sein Ziel zu erreichen. Dabei möchte er nicht erst vor neue Probleme gestellt werden, sondern schnell und intuitiv voran schreiten.

Wie wir Menschen Informationen verarbeiten

Die Psychologie stützt „Krug’s erstes Gesetz der Usability“ durch wissenschaftliche Erkenntnisse. Der Psychologe und Kognitionsforscher Daniel Kahnemann fasst die Erkenntnisse unterhaltsam in seinen Arbeiten zusammen [2].

Kahneman spricht von zwei Systemen, über die wir Menschen Informationen verarbeiten. Das eine System läuft automatisch und unbewusst ab. Diese Art Informationen zu verarbeiten wird bevorzugt, da sie wenig kognitive Ressourcen benötigt. Sind Inhalte für unsere Wahrnehmung jedoch nicht leicht zugänglich oder schwer zu verstehen, müssen wir nachdenken.

Über etwas nachzudenken aktiviert unser zweites System der Informationsverarbeitung. Es ist allerdings deutlich anstrengender und benötigt mehr kognitive Ressourcen als das erste System. System Zwei verarbeitet Informationen bewusst und analytisch.

Beispielsweise brauchen wir nicht viel nachzudenken, wenn wir ein rundes Schild mit einem roten Rand sehen. Wir wissen, dass es ein Verbot kommuniziert. Was aber, wenn wir ein viereckiges Schild mit rotem Rand sehen? Dieses Zeichen wäre nicht eindeutig und wir bräuchten mehr Informationen über dieses Zeichen, um es zu verstehen.

Kognitive Leichtigkeit im User Experience Design

Es fällt uns Menschen leichter Informationen zu verarbeiten, die uns bekannt vorkommen. Entweder haben wir diese Information – oft auch unbewusst – bereits gesehen oder sie wird uns so eindeutig präsentiert, dass wir nicht nachdenken müssen, um sie zu verstehen. Laut Kahneman erleben wir bei dieser Art Informationen zu verarbeiten eine kognitive Leichtigkeit.

Hier sollte die Entwicklung von User Interfaces ansetzen: Jede gute Anwendung unterstützt die kognitive Leichtigkeit. Erreicht wird dies, indem das Design an Erfahrungen und bereits vorhandenes Wissen des Users anknüpft. Auch, indem auf vorhandenen Grundannahmen des Menschen über die Zusammenhänge von Dingen aufgebaut wird, kann ein intuitives Verständnis erreicht werden. Für letzteres sind, in einem anderen Artikel beschriebene, Image Schemata ein gutes Hilfsmittel.

So sind Wörter, aber auch Designelemente, die man bereits irgendwo gesehen hat, leichter wiederzuerkennen. Der Nutzer erlebt eine größere kognitive Leichtigkeit. Das wiederum fördert das Vertrauen des Users in die Anwendung und weckt bei ihm positive Empfindungen. Und genau das ist doch eines der Ziele im User Experience Design.

Wie erreiche ich meinen Nutzer?

Es gibt verschiedene Kniffe, wie Sie Inhalte überzeugend darstellen können. Sie alle zielen auf eine kognitive Leichtigkeit ab. Vergleichen Sie beispielsweise diese beiden Aussagen:

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Welche Aussage finden Sie glaubwürdiger? Tatsache ist, dass beide Aussagen falsch sind (Es wurden, vor diesem, zweihundertzweiundzwanzig  Artikel veröffentlicht). In etlichen Experimenten wurde jedoch einer Aussage, welche ähnlich der ersten Aussage dargestellt wurde, mehr geglaubt [2].

Die überzeugende Darstellung

Was können wir daraus ableiten? Konkret ist eine gute Lesbarkeit von vorrangiger Bedeutung. Diese wird durch eine entsprechende Schriftart erreicht, die in einem hohen Kontrast zum Hintergrund steht. Werden Farben verwendet, sind besonders leuchtend (z.B. rote oder blaue) Farben eingängig [2].

Auch die Wortwahl sollte stimmen. Fachjargon und komplizierte Ausdrücke sollten vermieden werden. Menschen, welche sich unnötig kompliziert ausdrücken, wird laut Experimenten sogar weniger Intelligenz zugesprochen [2]. Eine sogenannte gebundene Sprache hingegen gilt als besonders einprägsam. Damit ist ein sehr rhythmischer und klangvoller Sprachstil gemeint. Der Leser will unterhalten werden, sich dabei aber kognitiv nicht besonders anstrengen müssen.

Kognitive Leichtigkeit fördert Kreativität

Diese Erkenntnisse über die menschliche Art Information zu verarbeiten kann uns nicht nur im konkreten User Interface Design nützlich sein. Wie bereits beschrieben, fördert ein intuitives Denken eine positive Gemütslage. Aus der Forschung zu Kreativität und Intuition ist bekannt, dass diese wiederum durch eine positive Gemütslage begünstigt wird.

Geraten Sie beispielsweise in eine festgefahrene Diskussion, in der Kritik und analytisches Denken im Vordergrund stehen, kann eine Auflockerung der Stimmung Wunder wirken! Anschließend wird den Diskussionsteilnehmern eine intuitive und kreative Denkweise wieder zugänglicher sein. Das Gespräch bekommt wieder mehr Fahrt. Die Entscheidungen sind risikofreudiger und die Teilnehmer fassen den eventuell nötigen Mut neue Wege zu gehen oder neue Sichtweisen anzunehmen.

Das „Wie?“ der Kommunikation entscheidet

In unserem Artikel über Kommunikation erwähnten wir bereits, dass es von großer Bedeutung ist, wie Inhalte vermittelt werden. An dieser Stelle kann nur nochmal betont werden, dass klar und positiv formulierte Botschaften ihr Ziel am ehesten erreichen. Wir wissen nun auch warum: Wir Menschen freuen uns, wenn wir Informationen mit kognitiver Leichtigkeit aufnehmen können!

Ihre Gedanken zu diesem Artikel sind uns wichtig. Bitte teilen Sie Ihre Fragen oder Anregungen mit uns und hinterlassen Sie einen Kommentar. Danke und viel Spaß beim Weiterlesen!

 

Quellen

[1] Krug, S. (2002). Don’t make me think: Web Usability: Das intuitive Web. MITP-Verlags GmbH & Co. KG.

[2] Kahneman, D. (2012). Schnelles Denken, langsames Denken. Siedler Verlag.

[3] Zajonc, R. B. (1968). Attitudinal effects of mere exposure. Journal of personality and social psychology, 9, S. 1-27.

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