6+ beliebte Fehler bei der UX Priorisierung

6+ beliebte Fehler bei der UX PriorisierungEine kurze Anleitung zur besseren Priorisierung von Anforderungen und User Experience Design Ideen (UX Design Ideen).

Das menschliche Handeln und Überleben funktioniert dank unseres priorisierenden Denkens bestens. Daher ist das Priorisieren als wesentliche Maßnahme zur Koordination der Arbeit für Sie nichts Neues. Ob Strategien, Aufgaben, oder eben auch Anforderungen oder User Experience Ideen priorisiert werden, ist für unsere Art des Denkens unwichtig.

Doch wir priorisieren nicht zum Selbstzweck. Wir priorisieren, um unsere begrenzten Ressourcen nur für das aufzuwenden, was den höchsten Nutzen in der Zukunft verspricht.

Das wirft für uns die Frage auf, welches Vorgehen zur Priorisierung unserer User Experience Ideen das Beste ist. Schließlich haben unsere Kunden und Ihre User nur die besten Ideen verdient.

Mit unserem Know-how über Methoden und Statistik haben wir uns der Antwort auf diese Frage angenähert. Im Folgenden möchten wir mit Ihnen mögliche Ansätze zur Priorisierung diskutieren und die problematischen unter ihnen ausschließen.

Kontextunabhängiges User Experience Design

Das wohl fragwürdigste Ergebnis einer Priorisierung von User Experience Ideen kommt in der Regel von einem Anfänger oder auch Novizen. Damit meinen wir jenen User Experience Designer, der den Nutzungskontext, in dem sich seine UX Design Ideen später einmal bewähren müssen, nicht oder kaum kennt.

Wie soll ein UX Designer beispielsweise entscheiden, ob er das User Interface stärker auf Maus- oder Tastaturbedienung auslegen muss. Dafür müsste er um die Gewohnheiten und die Technikerfahrung der User wissen.

Natürlich könnte er einfach aufgrund seiner Erfahrung entscheiden. Das kommt jedoch dem Tippen in einer Lotterie gleich. Denn normalerweise stehen für jeden Nutzungskontext mehr falsche als richtige UX Design Ideen zur Verfügung, so dass derartige subjektive Entscheidungen höchst wahrscheinlich in die Hose gehen.

Kontextbezogenes UX Design

Ein UX Design Experte ist besser dran. Er entscheidet UX Designfragen für das User Interface anhand seines Wissens über den Nutzungskontext. Damit kommt er weiter als ein Anfänger.

Noch weiter kommt ein erfahrener User mit seiner Bewertung, da er der Experte schlechthin für seinen Nutzungskontext ist.

Allerdings gibt es im User Experience Design immer wieder Fragen, die selbst mit fundiertem Wissen über den Nutzungskontext nicht ohne weiteres zu entscheiden sind.

UX Entscheidungen durch eine Person

Stellen Sie sich einfach mal vor, Sie haben um die 50 Designideen auf dem Tisch, die alle zum Nutzungskontext passen. Welche davon sollten weiter verfolgt werden und welche nicht? Sie merken, selbst das Urteil eines Experten ist hier zu wenig. Denn niemand kann zuverlässig vorhersagen, wie gut sein Urteil zur Zukunft passen wird.

Gruppenentscheidungen mittels Diskussion

Wie die Forschung jedoch zeigt, entscheiden Gruppen in der Regel besser als einzelne ihrer Mitglieder [1]. Aus diesem Grund werden wichtige Entscheidungen in den meisten Unternehmen nicht von einer Person entschieden, sondern von einer gleichberechtigten Gruppe diskutiert und entschieden.

Was sich theoretisch gut anhört, ist jedoch auch nur ein Teil der Wahrheit. Die Schattenseiten der Gruppendiskussion schwanken zwischen Polarisierung, Denkfehlern und Konformitätsneigung der Mitglieder.

Polarisierung in einer Gruppendiskussion

Polarisierung beschreibt das Phänomen der Extremisierung in Gruppendiskussionen. Sind die Positionen der Teilnehmer am Anfang noch moderat, so ähneln sie am Ende eher einem Extrem [2]. Die zuverlässigste Entscheidung lässt sich so nur schwer identifizieren geschweige denn zur Zufriedenheit aller umsetzen.

Denkfehler in einer Gruppendiskussionen

Denkfehler bzw. Cognitive Biases sind ein Sammelbegriff für systematische Neigungen der Menschen beim Wahrnehmen, Erinnern, Denken und Urteilen. Hiervon gibt es so viele, dass sie unmöglich alle überwacht werden können. Nachfolgend drei Beispiele:

  • Nach dem Halo Effekt beeinflusst der Gesamteindruck einer Person die Gefühle und Gedanken seiner Beobachter.
  • Nach der Illusion of Transparency überschätzen Menschen, wie gut sie von anderen verstanden werden bzw. wie gut sie andere verstehen.
  • Nach dem Shared Information Bias verbringen Menschen mehr Zeit mit der Diskussion von Informationen, die von den anderen bereits gut verstanden wurden und weniger Zeit mit der Diskussion von Informationen, derer sich nur wenige bewusst sind.

Konformitätsneigung in Gruppendiskussionen

Solomon Asch zeigte bereits 1951, dass einzelne Gruppenmitglieder mit ihrer Entscheidung selbst einer offensichtlich falschen Mehrheitsmeinung folgen.

Dies tun sie, weil sie

  • sich mit ihrer Meinung nicht sicher sind,
  • Angst vor Bestrafung durch andere haben,
  • nicht aus der Gruppe hervorstechen wollen oder
  • die Mehrheitsmeinung angeblich von Anfang an teilten.

Vor diesem Hintergrund verwundern Ansätze wie das Planning Poker aus der agilen Entwicklung. Hier wird zwar Konsens erzeugt, aber wahrscheinlich nicht die zukunftsfähigste Entscheidung gefördert.

Für zuverlässige Gruppenentscheidungen sind 4 Punkte zu gewährleisten:

  1. Die anonyme Teilnahme beugt dem Konsensdruck vor.
  2. Die Geheimhaltung aller Abstimmungsergebnisse verhindert das unbewusste, soziale Streben jedes Menschen, sein Verhalten der Gruppe anzupassen.
  3. Die Teilnehmergruppe ist interdisziplinär. Verschiedene Hintergründe und Meinungsvielfalt sind nötig, um den Fehler zu minimieren, der mit jeder Art von Denken einhergeht.
  4. Die Urteilenden verfolgen dasselbe Ziel.

Alle diese Punkte gewährleisten Sie mit einer Umfrage. Doch wer jetzt glaubt, ab hier lauern keine Fehler mehr, sollte unbedingt weiterlesen.

Das falsche Bewertungsverfahren

Zur Priorisierung von Anforderungen und UX Design Ideen im Rahmen einer Befragung sind Rating-Verfahren weit verbreitet. Leider stellen diese für die Entscheidung über die Prioritäten nicht die beste Wahl dar.

Ranking-Verfahren sind deutlich besser geeignet. Sie sind robuster hinsichtlich Antwortstilen und Sprachfehlern. Daher machen sie Unterschiede in den verschiedenen Prioritäten besser sichtbar.

Ohne Konsens bringt die beste UX Design Idee nichts

Doch ein Ranking-Verfahren allein reicht noch nicht aus. Das Verfahren, mit dem die Daten ausgewertet werden, ist ebenso wichtig. Um die UX Design Ideen zu erkennen, die in Zukunft erfolgreich sein werden, hat sich der implizite Konsens hinsichtlich der Priorität jeder Idee bewährt.

Gute Ideen, zu denen ein hoher impliziter Konsens herrscht, setzen sich schneller durch als welche mit niedrigem impliziten Konsens. Das bedeutet nicht, dass hoch bewertete Ideen, zu denen Dissens besteht, sich nicht durchsetzen können. Um sie durchzusetzen ist allerdings mehr Aufwand nötig als für gute Ideen, an die bereits viele glauben.

Für die belastbare Erfolgsprognose einer Idee ist also ein hohes Ranking ebenso wichtig wie ein hoher Konsens.

Mit unabhängigen, übereinstimmenden Meinungen priorisieren Sie zukunftssicher

Fassen wir zusammen, worauf Sie bei einer zukunftssicheren Priorisierung achten sollten:

Lassen Sie jeden Experten ihrer interdisziplinären Gruppe, die UX Design Ideen unabhängig von den anderen priorisieren. Wählen Sie aus dem aggregierten Rankingergebnis die Ideen aus, die bei höchster Übereinstimmung am besten abschneiden. So kommen Sie der in Zukunft erfolgreichsten Idee am nächsten.

Ihre Gedanken zu diesem Artikel sind uns wichtig. Bitte teilen Sie Ihre Fragen oder Anregungen mit uns und hinterlassen Sie einen Kommentar. Danke und viel Spaß beim Weiterlesen!

Quellen

[1] http://www.leadion.de/2006/08/22/Gruppenentscheidung-oder-Einzelentscheidung/

[2] http://www.spring.org.uk/2009/09/group-polarization-the-trend-to-extreme-decisions.php

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