Was User für die Entwicklung von Anforderungen leisten können.
User sind keine Produktmanager, Business Analysten oder Requirements Engineere. Trotzdem wird oft von ihnen erwartet, dass sie die Anforderungen an die Software von morgen nennen. Die Folge sind Anforderungen, die sich während der Entwicklung plötzlich verändern. Der voreilige Schluss lautet: Die Anwender wissen nicht, was sie wollen.
Doch lassen Sie uns einmal genauer hinschauen. Wer kann überhaupt was leisten?
Prognosen basieren auf Erfahrungen
Kein Mensch ist in der Lage, zuverlässig die Zukunft vorherzusagen. Doch manche Menschen haben trotzdem eine höhere Trefferquote als andere. Das Erfolgsgeheimnis der besseren Zukunftsdeuter ist eine fundierte Erfahrung mit dem betreffenden Thema. Auf dieser Erfahrung basiert ihre Erwartung an zukünftige Produkte.
Der vorausschauende Entwickler
Entwickler wissen mehr über die Technik als über die User samt ihrer Ziele und Probleme im Nutzungskontext. Ihr technischer Wissensvorsprung gegenüber den Usern liegt in der Natur der Arbeitsteilung. Entwickler sammeln Erfahrung mit den technischen Möglichkeiten. Ihre Erfahrung mit der Technik ermöglicht es ihnen zukunftsfähige Software zu entwickeln.
Das Denken der Entwickler ist technisch und beginnt mit Anforderungen. Für sie ist es naheliegend, ihre User danach zu fragen. Dabei vergessen sie, dass für zukunftsweisende Produktanforderungen Wissen über den Nutzungskontext (Know-what) und die Technik (Know-how) nötig ist.
Ausgehend von der Erkenntnis, dass User keine Anforderungen nennen können, stellt sich die Frage, warum sie dennoch in die Entwicklung eingebunden werden sollten.
Der zurückschauende User
Im Gegensatz zu den Entwicklern kennen die User ihre Ziele und die damit verbundenen Problemen im Nutzungskontext besser als die Technik der Produkte, die sie nutzen. Mit Zielen meine ich nicht, eine nicht auffindbare Funktion, sondern die von den Usern angestrebten Ergebnisse, die zunächst von der Software unabhängigen sind. Software ist im Idealfall ein komfortables Werkzeug, mit dem die User ihre Ziele leichter erreichen.
Innovative Software und Funktionen vermeiden die Probleme der User. Bringen Sie also die Ziele und Probleme der User in Erfahrung. Je detaillierter desto besser! Lassen Sie diese von Ihren Usern und nicht vom auftraggebenden Stakeholder priorisieren. Detailwissen ist Trumpf. Wissensverlust über den Nutzungskontext vom User bis hin zum Entwickler ist ein Problem, dass teure Nacharbeiten provoziert.
Anforderungen = Nutzungskontext + Technikwissen
Sowohl das Wissen um den Nutzungskontext als auch Technikwissen sind nötig, um zukunftsweisende Produktanforderungen zu definieren. Demzufolge können das weder der zurückschauende User noch der vorausschauende Entwickler allein. Das Wissen beider Seiten ist zwingend notwendig.
Hier kommt der Produktmanager ins Spiel. Er versucht den Spagat zwischen dem Blick zurück und dem nach vorn. Leider haben die meisten Produktmanager einen technischen Hintergrund, der ihnen den Austausch mit den Entwicklern leichter macht als den mit den Usern. Was Menschen leicht fällt, empfinden sie als angenehm und bevorzugen sie. So nähert sich das Detailwissen der Produktmanager oftmals stärker dem der Entwickler an als dem der User.
Informationsverlust vermeiden
Diese Produktmanager sitzen im Boot der Entwickler und sehen die User nur aus der Ferne, weil technisches Vorwissen “schwerhörig” macht. Das menschliche Gehirn denkt lösungsorientiert. Doch leider feiern Lösungen für ein nicht richtig verstandenes Problem keine Erfolge.
Sorgen Sie für einen detailreichen Austausch zwischen dem Rückblick der User und der Vorausschau der Entwickler um Misserfolge zu vermeiden.